Das jährlich stattfindende Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg ist immer wieder spannend, kontrovers und unberechenbar. Es ist das größte Forum für den jüdischen und israelischen Film in Deutschland, die älteste und wichtigste Kulturveranstaltung ihrer Art und ein wesentlicher Bestandteil des vielfältigen jüdischen Lebens in Berlin und Brandenburg
Sechs Tage lang werden internationale Filme aller Genres gezeigt, vom Arthouse-Film bis zum Blockbuster, von der Geschichtsbetrachtung bis zur Familienkomödie. Das Festival beleuchtet jüdische Geschichte, Gegenwart und Zukunft.
Die Gründung des JFBB 1995
Das Jüdische Filmfestival fängt die Vielfalt des jüdischen Lebens auf Film ein und ist aus der Kulturlandschaft der deutschen Hauptstadt nicht mehr wegzudenken. Doch wann wurde das jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg gegründet? Und welche Dynamiken entstehen bei einem jüdischen Filmfestival in Anbetracht der dunklen Geschichte Deutschlands?
Das 1995 gegründete Jüdische Filmfestival Berlin/Potsdam ist eines der ältesten seiner Art in Europa. Seine Gründung markiert den 50. Jahrestag des Endes von WW2. Gründerin des Festivals war Nicola Galliner. Nicola Galliner gründete das Festival 1995 nach dem Vorbild des San Francisco Jewish Film Festival als Forum für deutsch-jüdisches und israelisches Kino. Damals umfasste das Programm acht Filme, heute laufen bis zu 50 in den Kinos und anderen Spielstätten in Berlin und Brandenburg.
Das erste JFBB wurde vom ersten Spielfilm der damals völlig unbekannten dänischen Regisseurin Susanne Bier eröffnet. Der Film „Freud‘s Leaving Home“ handelt von einem Mädchen, Freud, aus einer jüdischen Familie in Schweden. Es war der erste schwedische Spielfilm, der die schwedisch-jüdische Kultur darstellte.
Nicola Galliner – Gründerin des JFBB
Nicola Galliner (*1950 in London) lebt seit 1969 in Berlin. Von 1988 bis 2008 leitete sie die Jüdische Volkshochschule der Jüdischen Gemeinde Berlin und war Initiatorin, Gründerin und Leiterin des Jüdischen Filmfestivals Berlin und Brandenburg. Sie publizierte unter anderem The Jewish Guide to Berlin (Berlin: Nicolai 1987), Ausstellungskatalog As if It Never Happened (Berlin: Samson 1988), „Open Your Hands for the Dumb“ . Geschichte des Jüdischen Instituts für Gehörlose am Weißensee, Berlin (Berlin: Transit 1993), im jüdischen Leben. Berlin Rabbi Malvin Warsaw (Berlin: Transit 1995) und Erinnerungen an das Berlin Jewish Film Festival. Die ersten zehn Jahre (Berlin: be.bra 2004). Sie ist Teil der Jury beim Jerusalem Film Festival, beim Haifa International Film Festival, beim Jerusalem Jewish Film Festival und bei den Berliner Filmfestspielen. Sie war Leiterin des Jüdischen Filmfestivals Berlin Brandenburg bis zum Jahr 2021. Um ihre Arbeit zu Ehren wurde Nicola Galliner 2018 der Brandenburgische Verdienstorden verliehen. Bei der Verleihung dieses Ordens sagte Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke:
„Nicola Galliner ist eine unermüdliche Botschafterin jüdischen Lebens in Berlin und Brandenburg. Sie trägt maßgeblich dazu bei, dass die jüdische Kultur in der Region wieder verstärkt sichtbar und erlebbar ist. Das Jüdische Filmfestival ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte und ein großer kultureller Gewinn für die Menschen in der Hauptstadtregion, die mehr erfahren wollen über das Leben von Jüdinnen und Juden in Israel und überall in der Welt jenseits von Nachrichtenbildern und Klischees. Die Auszeichnung mit dem Verdienstorden des Landes Brandenburg ist eine hochverdiente Ehrung!“
Das JFBB und die deutsche Geschichte
Ein Jüdisches Filmfestival in Berlin auszurichten, wo die Massenvernichtung der jüdischen Bevölkerung Europas geplant wurde, war und ist eine besondere Verantwortung.
In Berlin und in Deutschland ist die jüdische Erfahrung in der Tat nicht bekannt. Als einziges Land Europas, das die völkermörderischen Verbrechen des Nationalsozialismus wirklich gesühnt hat, leben in Deutschland nur noch sehr wenige der ursprünglichen jüdischen Bevölkerung. Die heutige jüdische Bevölkerung ist überwiegend russisch, mit einigen Israelis und einigen wenigen aus anderen Ländern.
Das JFBB prägt die Filmlandschaft als bekanntestes und ältestes Filmfestival, das sich auf die jüdische Filmbranche, das jüdische Leben und dessen Kultur konzentriert. Es ist das einzige seiner Art in Deutschland, und hat einen besonderen Platz im facettenreichen jüdischen Leben in Deutschland. Das JFBB zeigt Filme für den Verstand und das Herz: bewegende und lustige, kurze und lange, inspirierende und spannende, unterhaltsame und zum Nachdenken anregende, persönliche und politische. Das JFBB glaubt an die Kraft des anspruchsvollen Films, um positive gesellschaftliche Veränderungen zu ergänzen und herbeizuführen!
JFBB 2022 – Von der Vergangenheit ins Hier und Jetzt!
Unter dem Titel JEWCY MOVIES zeigte das Jüdische Filmfestival Berlin und Brandenburg im Jahr 2022 43 Filme und 2 Reihen. Dieses Jahr gab es beim JFBB erstmals ein Filmvermittlungsangebot für weiterführende Schulen und ein einwöchiges Intensivseminar „Summer School Jewish Film“ für Masterstudierende und Promovierende in Kooperation mit dem Deutschen Zentraljudenkomitee. Beide Deals werden auch beim kommenden Festival 2023 erhältlich sein. Bei über 100 Vorführungen an allen Veranstaltungsorten haben Sie die Möglichkeit, die Filmemacher zu treffen und mit fast jedem Film zu sprechen. Es gibt zwei Weltpremieren, sechs in Deutschland und eine in Berlin. Thematisch zeigen die Filme die Vielfalt jüdischen Lebens auf der ganzen Welt. Die herausragendsten Filme des JFBB 2022 sind:
- Cinema Sabaya (Orit Fouks Rotem)
- Evolution (Kornel Mondruczo)
- The Red Star (Gabriel Matias Lichtman)
- Concerned Citizen (Idan Haguel)
- Der Passfälscher (Maggie Peren)
- Wir könnten genauso gut tot sein (Natalia Sinelnikova)
- Berenshtein (Roman Shumunov)
- Summer Nights (Ohad Milstein)
- We Wept Without Tears (Gideon Greif und Itai Lev)
- Baby Yar.Context (Sergei Loznitsa)